Fairtrade-Workshop
KGW-SchülerInnen beschäftigen sich mit den Folgen der Kolonialzeit
Welche Zusammenhänge bestehen eigentlich zwischen Klimakrise und der kolonialen Vergangenheit? Woher kommt unser wenig nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und Natur? Und welche alternativen Ansätze zu einem nachhaltigeren Lebensstil können wir uns von Menschen im globalen Süden abschauen?
Zu diesen Fragen lud Daniela Dorrer, Beauftragte für Integration und kommunale Entwicklungspolitik bei der Stadt Aalen, die weiterführenden Schulen zu einem Workshop ins Rathaus ein. Als Fairtrade-Schule, die sich dem Gedanken der Nachhaltigkeit besonders verpflichtet fühlt, war sie damit beim KGW genau richtig und so fanden schnell zwölf Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8, 9 und K1, die Lust hatten, an diesem halbtägigen Workshop teilzunehmen. Geleitet wurde dieser von Dr. Mickael Houngbendji, frisch promovierter Soziologe der Universität Bayreuth und Fotograf aus Benin in Westafrika.
Die Schülergruppe, die von Heike Knecht, der Fairtrade-Beauftragten des KGW, nach Aalen begleitet wurde, erlebte einen sehr interessanten und informativen Vormittag. Dr. Houngbendji erläuterte zunächst anhand seiner eigenen Biografie, welches Interesse gerade Menschen aus dem globalen Süden an Fragen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit haben.
In einer Gruppenarbeit wurde dann abgefragt, welche Vorkenntnisse bereits vorhanden sind zu den Fragen, warum die Natur essentiell für das Leben der Menschen ist, inwiefern gerade die Menschen und die Natur in ehemaligen Kolonialgebieten noch bis heute unter den Folgen der Fremdherrschaft leiden und wie wir unser Leben umweltschonender und nachhaltiger gestalten könnten. Die vier Gruppen stellten allesamt ihr beeindruckendes Bewusstsein über diese Zusammenhänge unter Beweis und meisterten diese Aufgabe mit Bravour.
Es folgte ein informativer Vortrag des Referenten, in dem er eine Brücke schlug zwischen der Zeit des Kolonialismus und den Auswirkungen auf die Umwelt und die Lebensweise der Menschen bis heute. Anhand vieler anschaulicher Beispiele konnte er zeigen, dass unsere wenig nachhaltige westliche Lebensweise auf einer unsolidarischen Haltung gegenüber den Menschen im globalen Süden basiert, die in der Kolonialzeit ihre Wurzeln hat.
Um diese Haltung praktisch zu demonstrieren, wurde die Gruppe eingeladen ein Brettspiel auszuprobieren. „If wishes were fishes“ basiert auf der Grundidee, ein Produkt, nämlich Fische, mit größtmöglichem Gewinn auf dem Markt anzubieten, ohne dass es zu einem Überangebot und damit zu Verschwendung kommt, weil die nicht verkauften Fische auf dem Müll landen.
Die Schülergruppe war mit Feuereifer dabei und konzentrierte sich darauf – wie sollte es anders sein – möglichst viel Geld zu erwirtschaften und dadurch das Spiel zu gewinnen. Erst in der Reflexionsphase danach wurde ihr bewusst, dass ihr Handeln rein von Profitmaximierung geprägt war, während Kooperation, Rücksichtnahme auf finanzschwächere Kunden und Nachhaltigkeit eine untergeordnete Rolle spielten. Das Spiel steht folglich für die kapitalistische Haltung der westlichen Industrienationen.
Folgerichtig endete der Vormittag mit einem Austausch über alternative Handlungsweisen – sowohl auf politischer als auch auf individueller Ebene. Dr. Houngbendji betonte dabei, wie wichtig der Respekt vor dem Produkt, dessen Hersteller und der beteiligten Umwelt sei. Wenn dieser gegeben sei, dann könne Gewinnmaximierung nicht die einzige Maxime in einem globalen Warenaustausch sein. Über den Tellerrand schauen, sich auch mal ansehen, wie Menschen in anderen Lebensräumen, z.B. in Afrika, die Dinge bewerten – das würde er sich wünschen. Mit diesen wichtigen Botschaften endete der Workshop – sie werden den Teilnehmenden aber sicher über diesen Tag hinaus im Gedächtnis bleiben.