Astrophysiker erklärt Sternexplosionen
Dr. Claus Tappert sprach am 13. Juli 2023 im KGW zu seinem Forschungsgebiet, den Novae
Wer einmal Universitätsluft schnuppern wollte, war am vergangenen Donnerstag beim Vortrag von Dr. Claus Tappert im Kopernikus-Gymnasium Wasseralfingen richtig: Der Astrophysiker vermittelte den zahlreichen Zuhörern einen Einblick in die besonderen Forschungsmöglichkeiten in Chile und zeigte dann ganz konkret, wie sein Alltag an der Universidad de Valparaíso aussieht und mit welchen Themen sich Astronomen wie er auseinandersetzen.
Zunächst einmal ging es aber – passend zu den bald beginnenden Sommerferien – mit touristischen Infos los: Auf unterhaltsame Weise machte Dr. Tappert dem Publikum das Land Chile mit seiner klimatischen und landschaftlichen Vielfalt schmackhaft, deren Ursache darin liegt, dass Chile eine Nord-Süd-Ausdehnung von knapp 4300 Kilometern hat. Um diese Länge den Zuhörern deutlich zu machen, blendete Tappert anschaulich zahlreiche kleinere europäische Länder, wie die Niederlande, Estland und Portugal, über dem langen schmalen Land ein, was so manchen Besucher zum Schmunzeln brachte. Nicht ohne Seitenhieb ging der Astrophysiker auch auf die Hauptstadt Santiago de Chile, in der die große Mehrheit der Chilenen lebt, ein und betonte, dass die Luft in seiner Stadt Valparaíso deutlich klarer sei. So klar und wolkenfrei wie in der Atacama-Wüste allerdings nicht: Diese bietet aufgrund ihrer Trockenheit ideale Bedingungen für astronomische Beobachtungen, weshalb dort die größten Observatorien der Welt gebaut werden, aktuell auch das European Extremely Large Telescope mit einem Spiegel mit 39 Metern Durchmesser.
Die romantische Vorstellung, dass Dr. Claus Tappert in solch einem Teleskop nachts ganz gemütlich die Sterne beobachtet, nahm der Wissenschaftler dem Publikum dann aber ziemlich schnell. Nur 5 % der Arbeit an der Universität bleibe für die Forschung selbst, Hauptaufgabe des Astrophysikers sei die Lehre, die Teilnahme an Ausschüssen und Konferenzen und die Beantragung von Geldern, durch die erst Forschungsideen finanziert werden können. Hat der Wissenschaftler dann mit einer seiner Ideen überzeugen können, sitzt er zudem selten selbst im Observatorium, sondern gibt Beobachtungen in Auftrag. Seine Aufgabe bestehe letztlich darin, die erhaltenen Daten im Hinblick auf sein Forschungsvorhaben auszuwerten.
Das Spezialgebiet Dr. Claus Tapperts sind hierbei die Novae, Explosionen, zu denen es bei einem Doppelsternsystem, bestehend aus einem Weißen und Roten Zwerg, kommen kann und die hohe Energien freisetzen. „Die Kernfusion, die wir hier auf der Erde noch nicht hinbekommen, funktioniert dort“, erklärte der Wissenschaftler dem Publikum das Phänomen anschaulich. Weiter ins Detail zu seinen konkreten Forschungsthemen wollte er jedoch nicht gehen, ihm sei es wichtiger, den Zuhörern „etwas mit nach Hause zu geben.“ Anhand des Periodensystems zeigte er, dass schwere Elemente wie Gold, Silber und Blei nur bei der Explosion der ersten Sterne entstehen konnten. „Wer von ihnen hat eines dieser Elemente bei sich zu Hause?“, richtete er sich ans Publikum. Als einige Hände in die Höhe gingen, war die Schlussfolgerung klar: Wir leben auf der „Asche“ der ersten Sterne, sind selbst kosmisches Material.
Dass Dr. Tappert mit seinen Ausführungen das Interesse des Publikums geweckt hatte, zeigten die regen Nachfragen des Publikums, auch der Allerkleinsten. Auf die Frage einer Schülerin, ob er glaube, dass es noch anderes Leben im Weltall gebe, zeigte sich der Astrophysiker davon überzeugt, wies aber auf die weiten Entfernungen hin: „Ich glaube nicht, dass sie zu uns zu Besuch kommen!“
Als aktiven Abschluss des Abends zeigte Thomas Gödde, Lehrer am KGW, einigen interessierten Gästen die neu renovierte Sternwarte, die zwar mit der Größe der chilenischen Observatorien nicht mithalten kann, aber trotzdem ein Schmuckstück der Schule ist und vielleicht den ein oder anderen Schüler dazu motiviert, einen Weg wie Dr. Claus Tappert einzuschlagen.